Wieder einen guten Tag mit Erich an der Monotype. Da ich die zehn Tage vorher ununterbrochen auf Reisen war und am Tag vorher, verspätet, erst nach Mitternacht in Hamburg angekommen war, ging mir wieder mal die Luft deutlich vor Erich aus. Und ich habe wieder gemerkt, dass ich am Taster sehr viel Konzentration brauche. Da dabei immer mal wieder Besucher um einen herum sind, komme ich dann öfters mal raus.
Aber gelernt habe ich doch wieder viel (auch durch die Fehler, die ich gemacht habe). Die Rückseite für die nächste Vereinskarte ist auch entstanden, und als “analoges PDF” im Gepäck mit mir nach Schweden zurück gereist.
Zunächst habe ich fröhlich losgetastet und nicht gemerkt, dass ich den Papiertransport ausgeschaltet hatte. Also nochmal angefangen, dann gleich vergessen, dass extra Geviert am Anfang zu tasten, damit am Ende die Gießmaschine von alleine ausschaltet. Also an der Gießmaschine aufgepasst, und nach der letzten (ersten) Zeile von Hand ausgeschaltet. Allerdings hatte ich am Taster auch die Gruppentaste mit der Taste für das 18 Einheiten-Geviert verwechselt. Da kamen dann statt einem immer vier Gevierte. Das konnte ich aber dann dann dadurch lösen, dass ich die B C Löcher mit Tesa abgeklebt habe. Dann lief der Streifen gut durch, nur ganz am Ende war das Tesa nicht ganz glatt, und da Erich seine Maschine in sehr gutem Zustand hält, kamen dann ein paar Qs statt Gevierten.
Eine Herausforderung im Museum ist, dass manchmal Besucher an der Maschine spielen, so hatte wohl neulich jemand die Pumpe angeschaltet, und da ja die Maschine immer mehrere verzögerte Zyklen gleichzeitig durchläuft, war der Pumpbefehl noch drin und es gab einen ordentlichen Spritzer. Für mich eine anschauliche Lektion.
Ein anderer lehrreicher Moment war, dass trotzdem ich die Gießmaschine richtig gestartet hatte, keine Buchstaben gegossen wurden. Da war die Pumpspitze eingefroren, und wurde auch nicht gleich wieder warm, sondern es musste erst der Gießtopf weg gedreht werden. Mir fällt es immer noch schwer, alles mitzubekommen was an der Maschine gleichzeitig passiert, und ich hatte gar nicht gesehen, dass die Pumpe lief.
An dem Tag hat Erich auch vorgeführt, wie man testet, ob der variable Ausschluss richtig justiert ist. Dazu hat Erich zwei gleichlange Zeilen gegossen, einmal mit festem 6 Einheiten-Ausschluss und einmal mit Variablen in der Grundbreite (3-8), die auch 6 Einheiten haben sollten. Dann werden die beiden Zeilen in einen Winkelhaken eingespannt, und dann kann man leicht sehen, ob sie gleich breit sind. Zur Justierung kann man jetzt den Anschlag des Ausschlussfüllkeils verstellen, dazu gibt es an dem Keil eine leicht zugängliche Schraube mit Kontermutter.
Erich hat mir auch gezeigt, wie man Setbreiten über 12 Set setzt. Da der Minimalausschluss von 4 Einheiten bei 12 Set den Ausschlusswert 1-1 hat, kann man nicht einfach im gleichen System weiter gehen. Der Stattdessen wird der Grundausschluss von 6 Einheiten auf 5 Einheiten verringert, und dazu muss man den Taster umstellen, damit die richtige Einheitenbreite gelocht wird. Beim Taster wird dazu die Lehrtaste seitlich verschoben, so dass sie in eine 5-Einheiten-Stanze greift, statt einer 4-Einheiten-Stanze.
Die Spationiereinrichtung ist an der Monotype in Hamburg nicht im Betrieb, aber der Vollständigkeit halber hat mir Erich noch mal das Prinzip erklärt. Wenn die eingeschaltet ist, wird der Variablenausschluss über die NJ/NK Lochung angesteuert, dazu muss der Taster umgebaut werden, zum einen an der Untertastatur und über einen Knopf unterhalb der Skala. Dann kann über die normale 0.0075 / 0.0005 Lochung Buchstabe für Buchstabe spationiert werden.
Stattdessen sind wir nochmal durchgegangen, wie man alle Buchstaben gleich spationiert mit Hilfe der S-Stanze. Zunächst bestimmt man, wie viele Einheiten (z.B. 2 oder 3) jeder Buchstabe breiter werden soll, und zählt den dazu gehörigen Ausschlusswert an der Settrommel ab (und merkt ihn sich). Bei der 8 1/2 Set aus meinem früheren Eintrag und 3 extra Einheiten wäre das dann 6-2. Dann wird der Buchstabe getastet und gehalten, und dann dazu die S-Stanze getastet. Als Ausschluss wird Festausschluss verwendet. Am Ende der Zeile kann man jetzt die Anzahl der S-Stanzen an der Settrommel ablesen, darüber wie hoch der Zeiger gestiegen ist. Nun muss man die extra Einheiten pro Buchstabe mit der Anzahl der S-Stanzen multiplizieren, und die Zeile manuell ausschließen, abzüglich der ausgerechneten Einheiten. Also z.B. bei 6 Buchstaben mit 3 Einheiten Extradickte werden von der Gesamtbreite 18 Einheiten abzogen, und der Rest mit Festausschluss aufgefüllt, dann die Zeile mit dem ursprünglich abgelesenen Wert ausgeschlossen.
Am Ende des Tages habe ich dann doch noch ein paar Zeilen Gedichtsatz auf Mitte getastet. Dazu die Buchstaben gezählt, pro Gemeine 9 und pro Versalie 12 Einheiten angenommen und damit die Restbreite abgeschätzt. Allerdings habe ich den ganzen Streifen getastet, und vergessen vorher die richtige Settrommel einzusetzen. Dass muss ich dann nächstes Mal nochmal machen.